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Im Pfarrbrief (2020/11) der Pfareiengemeinschaft Mittlerer Kahlgrund wurde Susanne Ledergerber anlässlich des zehnjährigen Bestehens der Initiative interviewt:
10 Jahre „Initiative Kindern Zukunft geben“ Wie ist es dazu gekommen?
Diese und weitere Fragen haben wir der Vorsitzenden Susanne Ledergerber gestellt.

Als Vorstandmitglied des Kindergar­tenträgervereins hatte ich damals schon mitbekommen, dass es bei uns Familien mit großen finanziellen Sorgen gibt. Man­che konnten Ihre Beiträge nicht zahlen, für einige Kin­der brachten die Erzieherinnen ein Frühstücksbrot mit.
Als dann das Adventskonzert in Mömbris nicht mehr von der VHS geplant wurde, haben wir uns 2009 mit ei­nigen Ensembles zusammengetan und ein Benefiz­konzert veranstaltet. Wir waren von der Resonanz und den Spendeneinnah­men überwältigt.
Da merkten wir dann schnell, dass es klare Entscheidungs­strukturen und Verantwortlichkeiten für die Verwendung der Mittel braucht und haben die Initiative gegründet.
Was genau unterstützen Sie?
Wir finanzieren das, was Kinder benötigen, um am gesellschaftlichen Leben teilzuhaben. Das umfasst sehr verschiedene Dinge: das Mittagessen im Kin­dergarten, der Mitgliedsbeitrag im Sportverein, die Nachhilfe oder Schulma­terialien, notfalls auch Lebensmittel oder Bekleidung. Wir helfen da, wo keine Sozialhilfe greift, weil z.B. das Einkommen der Familie knapp darüber liegt. Wir geben niemals Bargeld, sondern bezahlen die Beiträge direkt bzw. ge­hen mit den Kindern einkaufen.
Wie erfahren Sie von Kindern, die Unterstützung benötigen?
Mitarbeiterinnen von Kindergärten oder Lehrkräfte in der Schule stellen den Kontakt her. Auch Bürger, die genau hinschauen, haben uns schon auf Fa­milien aufmerksam gemacht bzw. Familien geraten, sich an die Initiative zu wenden. Wir unterstützen Kinder in allen Ortsteilen von Mömbris.
Wie viel Euro geben Sie ca. im Monat aus, woher kommen die Einnah­men?
Wir unterstützen im Jahr 45 bis ­50 Kinder und geben im Monat ca. 1000 Euro für die Kinder im Markt Mömbris aus. Wichtig sind einige Firmen, die uns als Dauerspender seit Jahren zuverlässig unterstützen. Auch Privatleute spen­den regelmäßig. Dazu kommen die Einnahmen aus dem Adventskonzert, vom begehbaren Adventskalender der KAB und Einzelspenden, z.B. von Kommunionkindern. Ohne Adventskonzert müssen wir mal sehen, wie die Höhe der Spendeneinnahmen sich in diesem Jahr so entwickelt.
Apropos dieses Jahr: Macht sich die Pandemie in Ihrer Arbeit bemerk­bar? Dieser Tage bekam ich einen Anruf von einer Mutter. Ihr Mann ist in Kurzar­beit, sie hatte Putzstellen, die sie krankheitsbedingt nicht mehr ausüben kann. Das Geld war schon vorher knapp und jetzt natürlich erst recht. Die Kleine braucht neue Schuhe, für den Sohn muss die Vorleistung für die Zahnspange gezahlt werden, ganz zu schweigen von der kaputten Brille. Das ist kein Einzelfall. Ich gehe davon aus, dass jetzt und in den nächsten Monaten die Hilfsbedürftigkeit bei unseren Kindern steigt. Hoffentlich kön­nen wir auch diese Zeiten gut bewältigen und jedem Kind die Hilfe zukom­men lassen, die es benötigt, um eine einigermaßen unbeschwerte Kindheit zu haben.
Wie gehen Sie vor, wenn Sie von einem Kind erfahren, dass Hilfe benö­tigt? Wichtig ist es, das Vertrauen der Familie zu gewinnen. Sie muss sicher sein, dass wir diskret helfen und keine Informationen weitergeben. Denn auf finan­zielle Hilfe angewiesen zu sein, ist oft schambesetzt. Natürlich überprüfen wir gewissenhaft, dass staatliche Hilfen ausgeschöpft sind bzw. für den be­stimmten Sachverhalt nicht existieren.
Nach 10 Jahren: Sehen Sie Erfolge in Ihrer Arbeit?
Es ist jedes Mal ein Erfolg, wenn man ein Kind sinnvoll unterstützen konnte. Dankbar und stolz bin ich, wenn inzwischen Erwachsene sagen, dass sie ohne die Initative ihren Schulabschluss nicht erreicht hätten. Das sind Men­schen, denen wir nachhaltig zur gesellschaftlichen Teilhabe verhelfen konn­ten.
Ein weiterer Erfolg ist die große und andauernde Unterstützung, die wir von der Bevölkerung erfahren. Ohne diese könnten wir die Arbeit nicht leisten.
Ihre Initiative ist in Mömbris sehr bekannt und geschätzt. Sicherlich gibt es auch in anderen Orten Kinder in Nöten. Was würden Sie Men­schen raten, die selbst die Initative ergreifen möchten?
Um eine solche Initative zu gründen braucht es Ausdauer, Geduld, eine ge­wisse Hartnäckigkeit und die Bereitschaft zuzuhören. Man muss seinen Wohlfühlbereich verlassen und die Augen bewusst für die Not anderer öff­nen. Es ist wichtig, bei den Menschen für das Anliegen zu werben und Ko­operationspartner zu suchen.
Sie verkaufen Socken, die zugunsten des Vereins handgestrickt und gespendet wurden, auf dem Marktplatz in Mömbris am Freitag den 27.11. von 10 Uhr bis 17 Uhr und Samstag den 28.11. von 10 Uhr bis 14 Uhr.
Für diese Aktion viel Erfolg und herzlichen Glückwunsch zu 10 Jahren „Initia­tive Kindern Zukunft geben“


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